Samstag, 11. September 2010

schlussetappe

hallo freunde,

dies soll nun das letzte posting meiner usbekistanreise sein.

endgültiges abschied nehmen von gulistan, die fahrt zurück nach taschkent und das ende meiner reise standen also an. letztlich denke ich, dieser teil der reise wird auch am schnellsten erzählt sein.

als ich an meinem letzten morgen in gulistan aufgestanden war, waren bereits vater alik zur arbeit und die mittlere tochter gulorum zum studium aufgebrochen und nicht mehr da. man machte sich also frisch, frühstückte gut, jagte die ziegen in die berge und bereitete den abschied vor. in diesem zusammenhang musste ich mehrfach betonen und versichern, dass ich auch wirklich genügend geld dabei habe, um nach taschkent zu kommen. man wollte mir noch ernsthaft den einen oder anderen schein zustecken. die damen des hauses nebst neffe bzw. cousin und ich, wir also begaben uns geschlossen vor die tür an die bergtraße richtung chadak, wobei wir eine kleine bank mitnahmen und warteten. nach fünf bis zehn minuten etwa kam von weiter oben aus usbekistans hohen bergen ein alter lada ausgekuppelt die piste herabgerollt. dies war das örtliche nahverkehrsmittel und für einen geringen festgesetzten preis eine art sammeltaxi. ich verabschiedete mich also von allen und rollte den berg hinab nach chadak. am dortigen zentralen platz stieg ich um, wobei mir aber erst noch alik, der vater der familie minawarow in bergarbeiterkluft über den weg lief. die örtliche mine, in der er arbeitet, lag unmittelbar dort und dieses oder jenes hatte er just gerade zu erledigen. die auf deutsch kumpel werden in usbekistan auf russisch "brüder" genannt, wobei ich jedoch nicht weiß, ob dies für das gesamte ehemalige russische imperium der fall ist.
kurze zeit später tauchte dann auch noch der stasiopa vom ersten tag im ort, mit dem ich den riesigen trubel hatte, auf und wollte mir hallo sagen und sich noch ganz persönlich und scheiße freundlich von mir verabschieden. ich lies ihn kommentarlos stehen. solch ein penner.

von chadak ging es mit einem sammeltaxi an die große passstraße durch die tienschan vom ferghanatal gen taschkent, an eine art rasthof, wo einige autos auf mitreisende warteten, die sie durch das gebirge bringen würden. keine fünf minuten brauchte ich also und hatte meine fahrt nach angren jenseits der berge klar. wie schon auf der hintour fuhr ich also im klapprigen gefährt über das hochgebirge, vorbei an kontrollposten und militärstationen. usbekistan war sicher, usbekistan wurde verteidigt. hoch oben. nach eigentlich kurzerweiliger zeit war ich schon am ziel der fahrt. von angren nahm ich dann einen linienbus nach taschekent. dort in der hauptstadt übernachtete ich ein letztes mal auf usbekischem boden, kaufte noch dieses oder jenes für die zugfahrt nach moskau.

die zugfahrt von usbekistan nach moskau zurück nun war ein ganzes stück unkomfortabler als die hintour, alleine weil der zug weit mehr ausgelastet war. tatsächlich war er sogar voll bis zum anschlag und in kasachstan auch hin und wieder mal darüber hinaus, da die zugbegleiter diesen oder jenen für ein, zwei, drei mark auf die hand einige stationen schwarz mitnahmen. jedenfalls war der zug vorrangig voll mit arbeitsmigranten, die aus zentralasien kommend ihr glück in moskau zu machen gedachten. dabei waren es meist junge männer, die in russland arbeiten wollten.
in diesem zusammenhang fällt mir gerade ein bericht ein, den ich erst vor etwa einer woche gelesen habe, in dem es um die ausbeutung solcher menschen durch die moskauer polizei ging "arbeite schwarz und unbezahlt für uns privat oder wir schieben dich ab, misshandeln dich"... oder was auch immer. eine zeitung hatte über solche menschenrechtsverletzungen berichtet und wurde daraufhin von ordnungskräften durchsucht, die die verräter in den eigenen reihen ausfindig machen wollten.
die jungs waren meist sehr nett und freundlich, wurde aber selbst von einigen zugbegleitern (die im übrigen weit weniger sympathisch als die der hinreise waren), den usbekischen und kasachischen ordnungskräften meist wie dreck behandelt. während ich als westlicher tourist mal wieder raus war und außen vor stand und zusah, wurden sie beschimpft, durchsucht und verlacht und gerade an den grenzen wurde versucht, ihnen so viel geld als möglich abzuziehen. es ist schon eine erfahrung, das im kleinen mal von ganz hautnah mitzuerleben und zu sehen. was ich dabei aber auch ausdrücklich sagen muss, dass die russischen beamten entgegen den usbeken und kasachen weit weniger gegen die leute vorgingen und sich wirklich viel korrekter betrugen. kühl und sachlich verrichteten die einfach ihren dienst.

was mir sonst von der fahrt groß in erinnerung blieb, war der aralsee, den man noch ein wenig zu sehen bekam und die fahrt über den fluss ural.

als ich nun endlich in moskau angekommen war, hieß es metro fahren. und dies, nachdem ich in taschkent noch vom bombenanschlag auf eben diese gehört hatte. man beäugte die mitfahrenden viel aufmerksamer und misstrauischer als normal. was mir aber vor allem auffiel, war der umstand, dass sich am grundsätzlichen ablauf nichts geändert zu haben schien. nicht mehr kontrollen, keine besonderen sicherheitsmaßnahmen... jedoch bei der masse an menschen, die die moskauer u-bahn am tag benutzen, würde das eh kaum bis gar nicht gehen, jeden oder zumindest viele wie auch immer zu kontrollieren. der personenstrom in der berliner u-bahn beispielsweise ist dagegen geradezu läppisch.
ich kam dennoch heil und unversehrt am weißrussischen bahnhof an und konnte somit auch prima den nachtzug nach warschau nehmen. der rest der reise war dann auch nur noch ein klacks und außer dem umstand, dass ich in polens metropole björn bernd biele traf, nicht weiter erwähnenswert.

das also war jetzt im gesamten meine usbekistanreise, sodass ich den blog für das erste an dieser stelle stoppe. ich habe mir aber vorgenommen, auch weitere größere reisen hier breit auszuplaudern und hereinzuschreiben. im dezember also geht es hier vielleicht schon mehr oder weniger spannend weiter.

die geballte ladung usbekistanfotos könnt ihr übrigens, so ihr denn wollt, auf meiner studivz-seite anschauen.

bis irgendwann wünscht euch nur das beste
gregor

Freitag, 23. Juli 2010

einige zeit in gulistan

hallo kinder der sonne,

ich weiß, ich habe euch lange auf die fortsetzung warten lassen. aber jetzt geht es weiter im text. beim letzten mal schrieb ich ja von meiner ankunft im kleinen bergdorf gulistan im usbekischen teil des tienschan. bevor ich jetzt weiter reiseberichte, lasst mich nochmal kurz sagen, wie heftig ich die ethnischen übergriffe zwischen kirgisen und usbeken im ferghanatal vor etwa einem monat finde. kurze zeit zuvor war man noch in selbigem diesseits der grenze und nur wenig später schlagen herrscht da mord und totscglag. und auch gulistan beispielsweise liegt vielleicht nur zehn, fünfzehn kilometer von der kirgisischen grenze entfernt.

gut, also jetzt mal hier weiter. nach dem ganzen stress mit den ordnungshütern in chadak und der provinzhauptstadt namangan kam ich nun also bei den minawarows unter, die mich herzlich aufnahmen. ich hatte mir vorgenommen, dort ein, vielleicht zwei tage zu bleiben und dann meinen weg zu fuß über die berge fortzusetzen und mich nach angren und von dort nach taschkent durchzuschlagen. es kam dann aber doch etwas anders.

die minawarows sind eine tadschikische familie und sie leben in drei generationen unter einem dach. der älteste ist der großvater, der am anfang des jahres einen schlaganfall erlitten hatte und seit dem halbseitengelähmt ist. wie man sich sicher vorstellen kann, ist das in einem bergdorf, wo es eine für unsere verhältnisse nur sehr schlechte infrastruktur gibt, äußerst schwierig. nicht mal mit einem rollstuhl oder rollator ist da ein vorankommen. jedenfalls ist er deswegen von seinem eigenen haus an der straße nach hinten gezogen und wird da wirklich gut von der ganzen leuten gepflegt und bekümmert.

der vater der familie, alik ist bergmann in einer mine in chadak und die mutter matluba betreut den haushalt. weiterhin leben noch drei töchter im haus. gulruch, gulorum und dildora. das haus und grundstück ist direkt an der straße gelegen und zieht sich etwas in den hang. ein kleiner wohl umgeleiteter bach geht mitten durch und ist der ewig plätschernde trinkwasseranschluss. und tiere gibt es auf dem hof. drei ausgewachsene rinder, recht klein und wollig, mit einem kalb, hühner, kaschmirziegen mit einem seidigen fell, das ich so noch nie gesehen hatte und die auch nur der wollproduktion dienen, ein hund namens bielka und ein junges kätzchen mischka gerufen. auch stehen auf dem grund viele pfirsichbäume, die gerade in voller blüte waren.

der tag meiner ankunft war ein freitag und somit der beginn des wochenendes, weswegen noch zwei schwestern des familienvaters und eine tochter einer weiteren schwester zu besuch waren. nachdem ich nach meiner ankunft und dem ausflug in die provinzhauptstadt mit essen und trinken versorgt worden war, war es bereits spät. alle gingen also zu bett, wobei ich mir ein zimmer mit dem vater der familie teilte.

am nächsten morgen dann schaute ich mir alles in ruhe und bei tageslicht an. die berge rundherum waren beeindruckend und in der ferne sah man die gipfen noch schneebedeckt. es war alles wirklich schön dort. es gibt ein plumpsklo, eine kochstelle auf dem hof und eine zweite in einem anbau, unten im tal rauscht ein größerer bach, der bei schneeschmelze oder dauerregen sicher einiges im dorf zerstören kann und bielka - eine kurzbeinige promenadenmischung - behält schwanzwedelnd die ordung auf dem hof. die ziegen waren bereits in den bergen, nur die lämmchen blieben im stall.

der morgendliche auftrieb der ziegen in die berge und auch die allabendliche rückkehr ist ein ziemlich beeindruckendes schauspiel, wie ich an einem anderen tag noch sehen durfte. dabei werden sämtliche ziegen des dorfes (und wirklich jeder hat welche) auf die straße getrieben und einen kurzen weg bis zu einer brücke über den bach begleitet. ab dort ziehen sie dann ohne aufsicht oder begleitung in einem endlosen zug in das umliegende gebirge bis weit hinein, wo sie sich zerstreuen. abends dann kehren sie selbstständig bei einbrechender dämmerung in einem ebenso langen zug in das dorf zurück, wobei immer wieder und ganz selbstständig alle den weg in ihren stall finden und einfach aus dem zug heraus rechts und links auf die grundstücke verschwinden. keine hirten, keine hunde.

im laufe des tages kam die dritte schwester aliks mit ihrer familie zu besuch. es wurde viel erzählt und gegessen und getanzt und irgendwann kam der ehemann auf die idee, einen computer mit einem russisch-englisch-translationsprogramm heranzuschaffen. ging recht gut, glaube ich. jedenfalls klappte die verständigung auch hier über weite strecken.

ich kletterte in den umliegenden bergen herum. auch diesseits des des baches waren überall ziegen. irgendwo im hintergrund saß mal ein tadschike. ein wilder hund oder wolf streifte herum. irgendwann kam dann ein nachbarsjunge mit einem deutschen schulbuch angesprungen, zeigte es mir und sich freute sich. die leute waren wirklich sehr herzlich. zu diesem zeitpunkt hatte ich den entschluss gefasst, den einen tag noch bleiben zu wollen und am nächsten morgen dann aufzubrechen.

am nächsten tag brach ich also unter großen warnungen vor wölfen und räubern und dem tiefen schnee und der kälte und der bitte ja nicht diesen weg, einen eingezeichneten auf meiner karte zu wählen auf. ich versicherte, die bösen wölfe würde allesamt handkante bekommen, würden sie versuchen, mich zu frühstücken. darauf fuhr der vater mich noch ein gutes stück die straße hinauf, wobei gulistan kein ende nehmen wollte. irgendwann stieg ich am ende der bebauung aus und wanderte los. höher und höher ging es in die berge hinein und die straße wurde immer schlechter. so kam es, dass eine brücke vom sturzbach weggerissen und ganz frisch aber nur provisorisch mit baumstämmen ersetzt worden war. eine zeit lang gab es noch einzelne höfe am weg und die leute staunten nicht schlecht über mich. ansonsten wurde es immer verlassener. jedoch nicht gänzlich. weit oben saßen beispielsweise hinter einer biegung auf einmal drei kinder am wegrand und unterhielten sich. weit und breit kein haus.

als ich nun schon sehr weit gelaufen war und es tatsächlich gar keine häuser mehr gab, tauchten hinter mir auf einmal zwei typen auf einem motorad mit beiwagen auf. sie fragten mich, ob ich nicht mitfahren wolle. ich lehnte aber ab. ein, zwei kilomater weiter warteten sie auf einem kleinen hochplateau an einer weggabelung und wir kamen kurz ins gespräch. ich fragte sie nach dem weg, zeigte ihnen die karte und den eingezeichneten pfad. sie wunderten sich bloß und wiesen mich dann über einen nahen schneebedeckten pass.

ich folgte also ihrem fingerzeig, stellte nach einiger zeit jedoch fest, dass auf dieser route der weg verschwand. da war nichts mehr außer steine, schnee, wasser, moos. ich war wirklich sauer auf die jungs und dachte mir, sie hätten mir warum auch immer absichtlich in die irre geleitet. ich versuchte also einige andere pfade, kletterte bis hoch auf die berge und stellte immer wieder fest, dass alles, was irgendwie nach weg oder straße aussah, plötzlich im nirgendwo verschwand. so vergingen stunden um stunden und ich merkte, dass die beiden mich keineswegs verarscht hatten. all die jahre und das extreme wetter und der wind und schneeschmelzen usw. haben einfach alles zerstört, was es dort vielleicht mal an wegen gab. dafür gab es wirklich wolfsspuren. irgendwann gab ich dann also mein vorhaben auf und kehrte um, wobei der abstieg deutlich leichter fallen wollte.

als ich wieder zu bebauungen kam, wurde ich mal wieder herzlich begrüßt. einzelne frauen gaben mir tatsächlich im vorübergehen ungefragt frisches brot und hin und wieder bat mich jemand zum tee. chai, was gleichzeitig auch abendessen bedeutet hätte, lehnte ich jedoch ab. auch am grundstück des einen motoradfahrers kam ich vorbei, der sich sehr freute und mich ebenso herein bat und was ich ausschlug. ich wollte noch zurück zu den minawarows, der weg war weit und es war bereits spät.

dann kam jedoch eine schwester der minawarows dazwischen, die ihr haus weiter oben hatte und wo ich nun vorbei musste. hier konnte ich natürlich die einladung nicht ausschlagen und kehrte also zum abendessen, das gerade bereitet wurde, ein. auch sehr nette leute. und trotz ihres bekundeten islams musste ich erstmal mit dem familienvater einen merkwürdigen "wein" trinken. im laufe der zeit kamen hier jetzt immer mehr nachbarn hinzu und alle möglichen leute und alle schauten und wollten sich mit mir fotographieren lassen. auch wenn sie stets sehr lieb und herzlich waren, auf die dauer war das schon anstrengend.

irgendwann kamen glücklicherweise gulruch und gulorum, mich abzuholen und mitzunehmen. ich war gut froh, da ich bei ihnen nicht derartig auf dem teller und der nachbarschaft präsentiert wurde, sondern man mich lies und alles ruhiger war.

so, soviel für heute. bald gibt es dann mehr.

Montag, 7. Juni 2010

gulistan, tschadak... in den hohen bergen

hallo freunde der spannenden reiseliteratur,

nun möchte ich vom tollsten teil meiner usbekistanexkursion berichten. nachdem ich ja das standartprogramm bereits absolviert, taschkent, chiwa, buchara und samarkand schon besucht und die wüste und das öde land und fruchtbaren boden durchquert hatte, trieb es mich ins hochgebirge. ich hatte mir vorgenommen, in den tienschan zu reisen und diesen auf einer route vom ferghanatal kommend in richtung taschkent zu durchqueren. so war mein plan. nur ließ er sich so nicht ganz umsetzen, wie ich noch feststellen sollte.

im hotel in ferghana hatte ich mich mit kartenmaterial eingedeckt. auf den mir zur verfügung stehenden karten war eine route, eine kleine straße oder ein weg eingezeichnet, der bzw. dem zu folgen ich mir vornahm. ich lies mir also noch kurz erklären, wie man am besten in den am fuße der berge und am beginn der strecke befindlichen ort reisen könnte und machte mich auf den weg.

von ferghana nahm ich ein einen kleinbus nach kokand, wo ich einen weiteren kleinbus nach tschadak bestieg. dabei wurde noch deutlicher als zuvor, dass diese leute in dieser ecke der welt noch nie einen touristen zu gesicht bekommen hatten. alle staunten und fragten neugierig. ein junges mädchen im bus konnte etwas englisch und musste für alle übersetzen. bei allem interesse waren die menschen sehr freundlich und nicht aufdringlich. die meisten kamen vom markt in kokand, wo sie ihre waren verkauften und lebensnotwendiges einkauften.

in tschadak ging die fahrt einem bach folgend schier endlos lange ein tal in die berge hinein. der ort zog sich lang und länger hin. irgendwann jedoch kamen wir dann an der endhaltestelle an. ich versorgte mich schnell noch mit etwas brot und machte mich nun zu fuß auf meinen weg. ich dachte mir ja, nun müsste auch bald das ende der siedlung kommen. aber da hatte ich mich getäuscht. kilometer wanderte ich dem bach und der straße (eine sandige piste) folgend bei großer steigung und immer weiter kamen häuser um häuser. ich merkte nicht, dass ich mittlerweile schon im nächsten dorf angekommen war, welches sich nahtlos an tschadak anschließt. die leute am straßenrand von ihren grundstücken schauten und staunten jedenfalls hier wie dort.

nun ging der spaß aber erst richtig los. mit einem mal kam von hinter mir ein auto angefahren und zwei gurkenhälse stiegen aus und machten einen lauten. einer von den beiden, ein alter sack mit gammligem gebiss konnte erstaunlicher weise fließendes englisch. sie zeigten mit irgendeinen ausweis vor und forderten meinen pass zu sehen. sie fragten mich aus, was ich hier wolle, wo ich wohnen würde usw. dann meinten sie, ich müsse mit ihnen zur polizeistation kommen. ich war noch etwas überrascht zu diesem zeitpunkt, zeigte ihnen da aber einen vogel und meinte nur, sie sollen verschwinden und zog weiter. sie folgten mir und bedrängten mich. ich lies mich nicht beirren, worauf sie dann doch endlich verschwanden. kurze zeit später und einige hundert meter weiter kam ein weiteres auto angefahren und die beiden figuren und zwei weitere typen, der eine stellte sich als art ortsvorsteher vor, kamen und machten weiter im text. ich zeigte ihnen meine landkarten und erklärte, wo ich hin wolle und sie meinten ich müsse sagen, bei wem ich nächtige und mich in der polizei kontrollieren lassen. ich aber zog weiter. jetzt wurde einer der spinner abkommandiert, mir zu folgen und die anderen machten sich weg. nur für einen kurzen augenblick jedoch. denn wieder eine viertel, halbe stunde später brachten sie den "dorfsheriff", einen örtlichen polizisten mit. auch er kontrollierte meinen pass und wusste wohl erst nicht so recht, was er machen solle. er telefonierte mit irgendwelchen vorgesetzen stellen und kam dann auf einmal auf die glorreiche idee, ich müsse mitkommen, man wolle mich nach namangan, der provinzhauptstadt (fünfzig bis hundert kilometer weit im ferghanatal) schaffen, dort müsse ich kontrolliert werden. jetzt wurde ich zornig, nahm dem knirps meinen pass wieder ab, brüllte ihn an, dass er wohl nicht alle latten im zaun habe und ging. da war er etwas verdutzt und telefonierte abermals.
irgendwann kam er dann mit seinem kleinen gefolge wieder hinter mir her, nun seines zeichens etwas unwirsch, wollte nochmals meinen pass sehen. dabei hatte er die ganze zeit irgendwen an seinem handy, mit dem er sich wieder und wieder austauschte. wir gerieten weiter in streit. auf der straße in diesem bergdorf, wir waren mittlerweile in gulistan, wie ich später erfuhr, sammelte sich nun ein kleiner auflauf an menschen. so etwas sieht man dort offensichtlich nicht jeden tag. ich zankte mit dem bullen und den konsorten an seiner seite. festnehmen im eigentlichen sinne wollte er mich nicht, da ich ja irgendwie "gast" und ein fremdländischer tourist war. irgendwann meinte er aber dennoch, mich mit zwei, drei mann überwältigen und ins auto zerren lassen zu wollen. dazu muss man jetzt wissen und sich ausmalen, dass die usbeken (oder wie in dieser ecke ders landes tadschiken) eher kleine menschen sind und von sport oder dergleichen nie etwas gehört oder diesen betrieben haben. meine widersacher waren also sozusagen nicht konkurrenzfähig, wie es so schön heißt. ich zog meine jacke aus und stellte mich zur abwehr bereit auf. und mit einem mal traute sich keiner mehr auf einen meter ran. der trubel wurde immer größer. der bulle mit seinen sekundanten wusste nicht weiter, die bewohner fanden es amüsant, wollte ihm aber auch nicht helfen... das schauspiel zog sich hin. es wurde telefoniert und telefoniert. für mich war aber schon irgendwie klar, dass ich hier vor allem ohne pass, den der polizist auch nicht wieder rausrücken wollte, nicht weiter kam. und ihn mir handgreiflich zurückzuholen wollte ich dann doch nicht riskieren.

gut, das ganze spielte sich auf der straße vor einem haus bzw. grundstück ab, von dem aus eine gruppe von etwa sechs teils älteren und teils jüngeren frauen und mädchen das ganze beobachtend verfolgten. irgendwann meinten die frauen dann im ganzen trubel zu mir, es war freitag und nun schon vorgerückter nachmittag und im islam ist das der feierliche beginn des wochenendes, ob ich nicht hereinkommen und tee trinken wolle. ich lehnte erst ab, da ich mir dachte, die wären hier eh alle irgendwie unter einer decke und ich vermutete einen zusammenhang zum polizisten, dem englisch sprechenden stasiopa und der gang. irgendwann, es war nun schon tatsächlich zu spät, überhaupt noch irgendwohin zu kommen, lies ich mich dann doch drauf ein. die frauen vertrieben die leute vor ihrem haus, es gebe hier nichts mehr zu sehen, schlossen ihr tor zum grundstück und ich wurde hinein geführt.

im haus, man musste draußen die schuhe ausziehen, durfte nur in socken eintreten, fand sich ein reichlich und reichhaltig gedeckter tisch. neben den ganzen frauen wurde ein alter herr, der mir als großvater vorgestellt wurde, hereingeführt, der offensichtlich wegen eines schlaganfalls halbseitengelähmt war und ist. ich wurde eingeladen, als gast mit am tisch zu essen und zu trinken. dabei wurde ich dann die ganze zeit höflichst bedient. kurze zeit später kam dann auch noch der polizist (und auch nur dieser ohne seine bagage) ebenfalls ins haus und auch er wurde als gast willkommen geheißen. die ganze situation entspannte sich, auch wenn mir klar war, dass es hier noch lange nicht vorbei war. eine viertel, halbe stunde später kam dann der vater, der hausherr offensichtlich von der arbeit heim. wie auch die anderen familienmitglieder ein sehr freundlicher und herzlicher mensch.

irgendwann nun erschienen und weitere polizisten. ich wurde (nun aber wesentlich freundlicher aber bestimmt) darauf hingewiesen, dass ich tatsächlich mit in die provinzhauptstadt müsse. ich solle austrinken und mitkommen. kurz überlegte ich, ob man nicht doch noch widerstand leisten könne und solle, wollte aber um nichts in diesem hause radau schlagen. ich fügte mich also und ging mit. ich solle aber ja zurückkommen, wurde mir noch von seiten der bewohner mit auf dem weg gegeben.

wir fuhren erst, rechts und links saß jeweils ein bulle, zur polizeistation zurück nach tschadak (mir war gar nicht bewusst, wie weit ich tatsächlich schon in den bergen war). dort wies der dorfpolizist noch darauf hin, dass wir nachher noch gepflegt ein teechen trinken würden. ich wurde zwei anderen atzen übergeben, der wagen wurde gewechselt und es ging im klapprigsten lada weiter. in namangan wurde ich auf das dortige hauptquartier gebracht. alle musterten mich misstrauisch und gleich war eine dolmetscherin zur hand, die sofort mit dem ausfragen anfing. blah-blah-blah... nebenher kontrollierte man meinen pass, meine landkarten, fragte was ich hier fern ab jeden touristenpfades suchen, wo ich mich aufhalten würde, bei wem ich schlafen, was ich in der bergen wolle... völlig behämmert die polizei. meine fotos wurde nach verdächtigem untersucht. nach einer halben bis einer stunde dann, ich hatte der dolmetscherin irgendwann gesagt, sie würden mir auf den sack gehen und ich würde mich nicht weiter unterhalten, wurde ich dann aus der befragung entlassen. die übersetzerin versuchte mich dann noch dazu zu bewegen, dass ich ja bei ihrer familie nächtigen könne, was ich energisch ablehnte. mit weiterer verzögerung, weil bolek und lolek sich noch mit ihren kumpels austauschen mussten, wurde ich dann nun, dass die das echt machen würden)schon bei dunkelheit wieder von den beiden polizisten, die mich hergebracht hatten zurück richtung tschadak gefahren (was ich nicht erwartet hätte).

unterwegs schauten meine beiden bodyguards noch in einem ort an irgendeinem restaurant vorbei, wo sie irgendwas zwielichtiges zu klären hatten. nach weiterer fahrt und plötzlich hinter einer größeren ampelkreuzung gab die schrottkarre ihren geist auf. das war in sofern witzig, weil ich nun zuschauer bei einem schauspiel wurde, was ich so bislang nur am rande mitbekommen hatte. die beiden nutzen die pause nämlich zum abkassieren von schmier- bzw. bestechungsgeldern. sie stellten sich auf und jeder, der bei rot über die ampel an der kreuzung hinter uns fuhr, und das waren echt nicht wenige, wurde abkassiert. unter der hand aber ganz offen vor meinen augen. die beiden störten sich wirklich gar nicht an meiner anwesenheit, ich gehörte ja jetzt irgendwie dazu. ich dachte nur so "HÄÄÄ?!" sie fanden es witzig.

dann kam irgendwann ein taxi und einer der beiden und ich stiegen um. auf weiter halber strecke dann kam uns der dorfbulle vom anfang mit seinem wagen auf nächtlicher straße entgegen. er freute sich und wir wechselten nochmals den wagen. er klatschte kurz (der typ war etwa mitte dreißig) mit mir ab und betonte nochmals, jetzt würde es tee geben. wir fuhren also zurück nach gulistan. unterwegs kamen wir bei irgendeinem fest auf einem grundstück vorbei, wo alles beleuchtet war und usbekische musik dröhnte und viele jugendliche tanzten. der cop machte sich einen spaß drauß, hinauszuschleichen und dann mit einem mal laut loszubrüllen und so die party zu sprengen. alle rannten nach alle seiten davon, die feier war vorbei. vorher hatte er schon eine gruppe jugendlicher an der straße ebenso attaktiert und versucht zu treten. die waren dann auch fix weggerannt. da fiel mir nur acab - all cops are bastards ein und ich wunderte mich auch nicht mehr, dass dem idioten außer seinen lakaien keiner beim versuch der überwältigung helfen wollte.

irgendwann kamen wir zum haus der familie minawarov zurück... aber davon das nächste mal mehr.

Mittwoch, 26. Mai 2010

samarkand, taschkent und ferghana

nach buchara stand samarkand als nächstes auf dem programm. ich nahm also den nachtzug buchara - taschkent bis samarkand. als ich ankam war es mitten in der nacht und nichts ging mehr vor ort. am nächsten morgen dann, machte ich mich auf die socken, den registan, DAS nationale denkmal der usbeken zu bestaunen. als erstes aber wunderte ich mich über die menschenmassen in festlicher sonntagsausgehkleidung und über gesperrte straßen. es war eigentlich ein ganz normaler wochentag und alle hätten ihrem geregelten tagwerk nachgehen müssen. nun gut, ich nahm es hin. später sollte sich aufklären, was hier los war.

mit meiner karte in der hand tingelte ich also die ganzen einge- zeichneten sehens- würdigkeiten ab und stieß auf dem weg zu timurs grabmal auf einem zentralen platz auf eine riesige anzahl drachensteigen lassender kinder und erwachsener. der halbe himmel war mit selbstgebastelten fliegern voll. ich kannte derartiges aus einem film über afghanistan, den ich irgendwann mal im moritzhof gesehen habe. war schon faszinierend dieses schauspiel.

was ich schnell feststellte, war, dass samarkand außer seine sehenswürdigkeiten keine erhaltende und schöne alte stadt ist. vom flair bucharas und vor allem des kleinen chiwas war hier nichts zu spüren. die stadt war für usbekische verhältnisse weitgehend modern.

gut, also wanderte ich jetzt das mausoleum timurs ab, wo mir doch tatsächlich eine gruppe deutscher touristen über den weg lief. es waren die einzigen außer mir dort vor ort. ins gespräch bin ich jedoch nicht mit ihnen gekommen. sonst galt auch hier, dass man so gut wie keinen westlichen reisenden begegnete. am registan war das noch augenfälliger. auf dem weg dorthin sprach mich ein junger mann auf englisch an und wir unterhielten uns eine ganze zeit. dieser erklärte mir dann auch, was es mit dem fest auf sich hat. zum navroz habe nämlich ein unwetter in samarkand geherrscht und die gesamten festlichkeiten platzen lassen. aus diesem grund hat die regierung einfach beschlossen, das frühlings- und neujahrfest tage später unter der woche stattfinden zu lassen.

wir gingen also zu zweit zum registan, was ein durch drei madrasen, die schönsten und reichhaltigst verzierten gesamt mittelasiens, und minareten und einer moschee gebildeter platz aus dem mittelalter ist. wie ich schon erwähnte, ist er das nationaldenkmal und -heiligtum der usbeken schlechthin. dort fanden sich viele einheimische, aber soweit ich es überblickte keine fremdländischen touristen. ein stück vor idem registan war an diesem tag auch der zentrale platz des großen volksfestes, das nun schon langsam am ausklingen war. was witzig war, war der umstand, dass laufend leute, usbeken ankamen und sich mit mir vor dem registan fotographieren lassen wollten. bestimmt zwanzig mal und immer mal wieder musste ich mich mit irgendwem ablichten lassen. nach einiger zeit des bis dahin netten unterhaltens wollte sich der junge mann, mit dem ich mich ja die ganze zeit unterhielt, für einige dollar als scout anheuern lassen, was ich aber ablehnte. so zog ich weiter und sah mir samarkand und sein sehenswertes und den basar usw. wieder alleine an.

nach samarkand wollte ich ins ferghanatal ganz im osten usbekistans. dazu musste ich als erstes wieder nach taschkent, da man von dort einfach am besten weg kam. ich lies mich von einem alten taxifahrer, einem tadschiken zu samarkands "busbahnhof" bringen und in der unterhaltung mit ihm stellte sich heraus, dass er früher für die rote armee in halle stationiert war. ferner sagte er, dass bei der nieder- schlagung des prager frühlings dabei war.
im bus nach taschkent, der neben menschen auch waren, vor allem eine riesige menge gurken transportierte, traf ich einen alten deutschlehrer, einen streng gläubigen muslim, lange in rente und nur holpriger sprache mächtig, mit seiner familie. er hatte viel interessantes zu erzählen. zwischendurch musste man mal zum busfahrer vor, da man natürlich wie fast immer und überall als ausländischer tourist die attraktion war. das ist wirklich komisch in diesem land. gerade abseits der drei, vier highlights haben die leute nie einen menschen von jenseits ihres dunstkreises zu sehen bekommen. sie sind bei aller neugierde aber stets sehr freundlich und nett.

in taschkent selbst, ich fand es noch immer keinen deut spannender als beim ersten besuch, hielt ich mich nur eine nacht auf. einziger nennenswerter höhepunkt war ein besuch im "gasthaus", einem restaurant im vollkommen überzeichneten deutschen stil (oder dem, was man sich in usbekistan darunter wohl vorstellt). das war aber mal echt witzig zu sehen. für usbekistan war dieses lokal jedoch sehr teuer.

am nächsten morgen dann hieß es übersetzen ins ferghanatal. dazu machte ich mich zum treffpunkt der sammeltaxis, wo man gleich wieder von allen seiten angeschrien wurde, doch ja bei einem mitzufahren. einen bus oder eine zugverbindung gibt es seit ende der sowjetunion nach ferghana nicht mehr. der einzige weg ist eine passstraße durch das hochgebirge, den tienschan. dieser tienschan ist der nordwestlichste ausläufer des himalayamassivs und zieht sich von tadschikistan bis kasachstan. für zehn dollar lies ich mich also über diesen mitnehmen.

dem fahrer ging es unterwegs gar nicht gut. ihm war kotzübel und er war offensichtlich krank, aber er zog seine sache durch. gerade wegen der zehn dollar wollte er auf keinen fall die fahrt abbrechen. unterwegs musste sogar ein anderer insasse den fahrer ablösen.

kurz hinter taschkent dann zeichneten sich am horizont bereits die schneebedeckten gipfel des tienschan ab und wir kamen den bergen immer näher. als wir dann auf einer sehr viel befahrenen, wie gesagt ist diese die einzige ins ferghanatal, zweispurigen hauptstraße mehr und mehr ins gebirge eindrangen, wurden wir immer wieder von kontrollposten der usbekischen armee und polizei unter die lupe genommen. ausweispapiere mussten vorgezeigt werden, der kofferraum wurde gecheckt. auch hier galt strenges fotographierverbot. auf dem pass selbst auf etwa 3000 meter, wo noch der schnee dicht lag, standen dann vor den tunneln die soldaten mit kalaschnikow im anschlag in dichtem spalier.

die berge selbst waren wunderschön und zu diesem zeitpunkt war mir bereits klar (wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir das in etwa schon in samarkand überlegt gehabt - nun war der entschluss aber gefasst), dass ich in diese noch einen fetten ausflug machen wollen würde. "da will ich hin". im ferghanatal, das sich über mehrere hundert kilometer erstreckt, war es nicht sonderlich interessant. irgendwann kam ich halt im namensgebenden ferghana, einer unter dem zaren gegründeten militärstadt an. ich checkte, da in der stadt wegen irgendeines kongresses weitgehend alles ausgebucht war, viel zu teuer in einem hotel ein. zu sehen gab es in ferghana nicht viel. kurzum die stadt ist langweilig. ich lies mir aber vom hoteldirektor, dem dritten menschen im land, der deutsch sprach, karten der tienschanregion und eine beschreibung geben, wie man am besten dorthin kommt. er riet mir aber tunlichst ab, diesen weg einzuschlagen und so zu versuchen nach taschkent, ich wollte einer eingezeichneten sehr kleinen straße folgen, zu kommen, von wo ich dann ja abreisen wollte. und so begann der schönste, aufregendste und abenteuerlichste teil der ganzen reise...

Montag, 24. Mai 2010

durch die wüste und buchara

so, da bin ich mal wieder. heute berichte ich euch über meine fahrt nach und meinen aufenthalt in buchara.

nach drei tagen in chiwa hieß es abschied nehmen. buchara und samarkand standen auf dem programm. mein plan sah vor, ich fahre mit dem taxi zurück nach urgentsch und dort zum flughafen, nehme von dort den flug nach taschkent, von wo ich mit dem zug samarkand und buchara bereise. soweit, so gut. ich fuhr also zum urgentscher flughafen, dass erste mal in meinem leben zu fliegen, checkte ein und wartete. der flughafen füllte sich und irgendwann ging ich mal vor, mir die maschine anzuschauen. ein dummer fehler meinerseits, denn mit einem mal bekam ich das erste mal seit etwa drei jahren wieder ein komisches panikgefühl, das in mir hochstieg. ich brach also mein vorhaben zu fliegen ab, checkte wieder aus und zog von dannen. fliegen werde ich in diesem leben wohl also nicht mehr. ich war ehrlich geknickt, dieser anflug von panik an sich war nicht das wirkliche ärgernis. aber es fühlte sich nach einer niederlage an.

jetzt musste ich überlegen, wie ich mich auf die weitere reise mache und spazierte erstmal zum bahnhof. der weg war nicht gerade ein kurzer, lagen flughafen und voksal (usbekisch für bahnhof) nämlich ganz an den entgegengesetzten enden der stadt. aber zum taxifahren hatte ich keine lust, ich wollte nachdenken und so. unterwegs mühte ich mich dann, irgendwo her geld zu beziehen, was in der finstersten usbekischen provinz echt kein leichtes unterfangen ist. irgendwann fand ich eine bank, wo es möglich war, mit kreditkarte geld zu bekommen. am bahnhof in urgentsch angekommen musste ich feststellen, dass an diesem tag kein zug mehr ostwärts fuhr, den ich irgendwie für meine zwecke hätte nutzen können. also plan c. bus?

ich fragte mich also zum busbahnhof durch, um von dort nach buchara zu reisen, wo ich aber von einem atzen abgefangen wurde, der mir eine fahrt im sammeltaxi aufschwatzen wollte. nach einigem handeln waren wir uns einig. nun hieß es ein, zwei stunden warten, bis wir den wagen voll hatten. und nun ging die fahr los.

und ehrlich, aus dieser perspektive war es eine fette und gute sache, nicht geflogen zu sein, denn die fahrt über den amurdaya und durch die wüste und so war eine feine sache. den amurdaya überquertern wir auf einer behelfsmäßigen pontonbrücke, die aus zusammengeschobenen schubprahmen bestand. dann fuhren wir mal hier und dort links oder rechts ab und der fahrer lieferte irgendwelche zwielichtigen päckchen ab. die straße im gebiet der flußoase war dich befahren. autos, die wieder keine verkehrsregeln zu achten schienen, eselskarren, fahrräder... dann mal mittendrin eine ziegenherde. irgendwann waren wir aber mitten drin in der wüste und so gut wie nichts kam mehr. einzig die insgesamt sechs polizeikontrollpunkte mit schlagbaum im irgendwo, die die reise unterbrachen. mitten in der wüste, mit einer großen besatzung und fotographieren streng verboten. auf der straße kamen uns die ganze zeit schwerlaster mit rohren für eine pipeline entgegen, denn in der wüste haben die usbeken erdgas gefunden und denken nun, am großen geschäft teilhaben zu wollen und zu können.

in der nacht kamen wir endlich nach wildem ritt in buchara an. ich hatte mir im netz einige hotels ausgeschaut und checkte im erstbesten dieser ein. dort schien nicht viel los, außer mir höchstens zwei, drei gäste. ich hatte hunger. ich fragte den jungen typen an der rezeption also, wo ich jetzt noch was herbekäme und der schlug mir eine restaurant vor, wo eh gerade seine kumpels feiern würden. er nahm mich nach seiner ablösung mit. und da ging dann einiges. eine clique neureicher usbekenbubies, allesamt studenten feierte geburtstag und ich war nun gast und zu allem eingeladen. der laden war eine merkwürdige kombination aus restaurant und disko und so. hin und wieder stieß ein lifesänger ins horn und der wodka fließ in strömen...

am nächsten morgen machte ich mich dann daran, buchara zu erkunden. war eine interessante stadt mit vielen historischen gebäuden, alten islamischen hochschulen, von denen nur noch eine in benutzung war (von ganzen zweien in usbekistan) und wirklich wieder kaum ausländischen touristen. eine gruppe chinesen, einige franzosen (die mir zum teil schon in chiwa über den weg gelaufen waren) und hier und dort mal wer. alles in allem aber wieder nur sehr wenige und in keinem verhältnis zur kulturhistorischen bedeutung und fülle des ortes stehend.

das minaret auf einem der fotos ist, glaube ich, das älteste der bauwerke und war wirklich schön. rechts daneben ein eingang einer madrassa, also dieser hochschulen aus dem mittelalter. ähnliche gebäude finden sich aber in der ganzen altstadt. ähnlich verhält es sich mit den alten karavansereien. und überall kanäle und basins, die teilweise mit wasser, teilweise mit müll gefüllt sind. beim mittagessen kam ich kurz mit einem französischen baron mit beknacktem usbekenhut ins gespräch, der mich dann auf sein chateau irgendwo zwischen bordeaux und toulouse einlud. die wegbeschreibung habe ich aber, so glaube ich, verloren. eigentlich wollte ich da durchaus mal hin.

weiter wollte ich noch am selben tag richtung samarkand. am kleinbus zum bahnhof traf ich irgendeinen wie auch immer heiligen mann, der mir für 2000 sum irgendein gebet mit auf dem weg gab...

Dienstag, 20. April 2010

Chiwa, navroz

hallo kinder der sonne,

nun also verspätet mein bericht über chiwa. entschuldigt bitte, aber ich lag kurze zeit jetzt mal im krankenhaus und war wenig motiviert, zeitnaher zu schreiben.

also chiwa. chiwa war, wie ich fand einer der wirklich schönen teile der reise und hat mir ehrlich besser als buchara, samarkand und vor allem taschkent gefallen. ein kleines städtchen weit abseits im wüstensand mit ca. 30.000 einwohnern. anreisen kann man nur über die nächstgelegene provinzhauptstadt urgensch, wo es einen bahnhof und einen flughafen gibt. aber es lohnt sich wirklich. die stadt ist teil des unesco-weltkulturerbes und wenn ihr mal vorhaben solltet, es euc anzuschauen, fahrt bald. ehe die großen touristenströmen usbekistan und mit ihm chiwa entdecken und breittreten. derzeit ist da aber noch fast nichts los. in meinen drei, vier tagen vor ort liefen mir eine gruppe französischer, eine gruppe japanesischer oder chinesischer und eine handvoll russischer touristen über den weg. echt nicht mehr. und so, wie man chiwa als attraktion betrachtete, so wurde man auch als eine wahrgenommen.

ich kam also mit dem nachtzug in urgentsch an und vor dem bahnhof staden sie schon - die einzige wirklich anstrengende zivile spezies mensch in usbekistan - die taxifahrer. von allen seiten bekam man auch immer in dieser bekloppten dopplung "taxi, taxi!" und "chiwa, chiwa!" zugebrüllt. als wenn man das beim ersten wort nicht verstanden haben könnte und eh nicht schnallen würde, was die von einem wollen könnten.
gut, ich habe mir dann ein "taxi" ausgesucht, wobei das natürlich ein stinknormales auto war und habe mich für deren verhältnisse viel zu viel geld nach chiwa, 40 km westlich fahren lassen. am anfang ist es aber wohl zangsläufig so, dass man zu viel abdrückt, da man die örtlichen preise nicht wirklich abschätzen kann und es so oder so für unsere maßstäbe scheiße billig vor ort ist. der fahrer hat jedenfalls das geschäft des tages mit mir gemacht.

die fahrt war ein wilder ritt auf schlechtester straße. fahrbahnmakierungen gelten in usbekistan scheinbar nichts. überholt wird, wie und wo es gerade mal passt, de hupe ist das wichtigste teil am auto, so wichtig und viel genutzt, dass man gar nicht weiß, warum um einen herum überhaupt alle hupen, dir kommen auf der straße teilweise auf deiner fahrbahn eselskarren und fahrradfahrer entgegen und der taxisfahrer schluckt während der fahrt irgendwelche drogen. apropos drogen. ein weitverbreitetes phänomen. die usbeken schmieren sich irgendein grünliches pulver unter die zunge und nehmen es so über die schleimhäute auf. die haben auch mir immer wieder angeboten. ich weiß ja nicht, was das ist, es macht die leute aber weitgehend friedlich und träge. und da es sicher jeder zweite männliche usbeke nimmt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es mit grund dafür ist, dass es in dem land nicht recht laufen mag.

in chiwa angekommen suchte ich mir ein hotel und stieg im islambek ab. es war ein familienhotel und ich war der einzige tourist im haus. eine nervige russische filmcrew ist dann die tage noch abgestiegen. aber die hätte man sicch ehrlich sparen können.

chiwa selbst wie schon erwähnt war eigentlich echt schön. eine normal bewohnte wüstenstadt, deren altstadt unesco-weltkuklturerbe ist. ich weiß nicht, wie alt sie ist, sie ist aber noch weitgehend und echt schön erhalten. alles irgendwie aus lehm und sandstein gebaut. mit alter stadtmauer und blau bekachelten minaretten. und die leute waren lieb und nett und offen.

am zweiten tag war navroz, das neujahrs- und frühlingsfest und überall waren leute in ihren besten kleidern unterwegs. kindergruppen zogen durch die stadt, familien ließen sich mit großen plastetigern vor den gebäuden fotographieren, pärchen gingen hand in hand spazieren und im park war großes trubel. wenn ich das richtig verstanden haben sollte, ist navroz bei den usbeken so ziemlich das höchste fest im jahr. jedenfalls waren alle bestens gelaunt.

gut, so war das recht kurz in chiwa. mir fehlen gerade ein wenig die worte, mich erschöpflicher zu äußern. der nächste teil der reise, war die tour nach buchara und dann nach samarkand. wir lesen uns also.

gregor